„Schatz, reich doch mal bitte die Police zur Hochzeitsrücktrittkostenversicherung rüber“
Eine Versicherung ist auch nur ein Mensch
Wenn mitten in der Hochzeitsplanung der Satz „Schatz, reich‘ doch bitte mal die Police zur Hochzeitsrücktrittskostenversicherung rüber“ fällt, dann liegt der Erstwohnsitz des Paares sehr wahrscheinlich in der Bundesrepublik. Tatsächlich gerät der Deutsche an sich schnell in den Fokus, wenn man über Versicherungen spricht (oder zumindest über sie nachdenkt). Denn eine Versicherung (vor allem, wenn es mehrere sind) – gerade die eher speziellen Policen – sind anscheinend vor allem eines: typisch deutsch.
Sich gegen alles, gegen jeden und vor allem gegen jedes Vielleicht zu versichern steht mit auf der Liste der deutschen Tugenden. Damit prangt die Versicherung neben der Fähigkeit, pünktlich den Müll in bunte Mülltonnen zu sortieren, auch morgens um 2 Uhr noch zu warten, bis die Ampel auf Grün springt und abends nicht mehr die Waschmaschine anzumachen, weil sich die Nachbarn vielleicht gestört fühlen könnten. Vielleicht liegt es an einem tief verankerten Sicherheitsbedürfnis, das dazu führt, dass wir Deutsche uns nicht genügend abgesichert fühlen. Erstaunlich eigentlich, wenn wir einen Blick auf unser umfangreiches Versicherungsportfolio von Reiserücktritts-, Ausbildungs- und Glasbruch- bis hin zur Reisegepäckpolice werfen. Wir mögen sie einfach, die Versicherung.
Zahlen, Daten und Fakten zur Versicherung
Zahlen, Daten und Fakten zur Versicherung
Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt: Laut den Branchendaten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) liegt der pro Kopf Versicherungsbeitrag in Deutschland bei 2.400 Euro. Ist damit „versichern oder nicht“ also wirklich Deutsch? Schließlich ist die Schweiz laut Insurance Europe mit 5.808 Euro pro Kopf sogar noch weiter vorne?
Schauen wir also auf einen Verband, der sich die Anliegen der Verbraucher auf die Fahnen geschrieben hat. Der Bund der Versicherten (BdV) sagt: 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland haben entweder überflüssige oder zu teure Versicherungen oder es fehlt sogar wichtiger Versicherungsschutz. Damit wird klar: Auch wenn Deutschland im Ländervergleich nicht auf der Top-Position der Ausgaben steht – bei den Inhalten der Versicherungen liegt vieles im Argen. Es wurden zu viele Verträge für zu viel Geld abgeschlossen.
Warum „viel sicher“ nicht „viel hilft“
Von einer Überversicherung spricht man, wenn die Summe, die für die Versicherung bezahlt wird höher ist, als der Versicherungswert. Damit hätten laut BdV 90 Prozent der deutschen Haushalte genau dieses Merkmal erfüllt. Das ist natürlich auch der Fall, wenn ein und dasselbe Risiko mit mehreren Versicherungen abgedeckt ist.
Schaden. Aber richtig.
Und es kommt noch besser. Denn tatsächlich ist auch bei einem möglichen Schaden kaum sicher, dass das eingezahlte Geld sich auch gelohnt hat. Damit es nicht passiert, dass der Schaden heruntergerechnet wird, sollte im Zweifel immer ein Sachverständiger herangezogen werden, der bei einer neutralen Bewertung hilft. Doch dieser Aufwand lohnt sich natürlich nur bei einer entsprechenden Schadenshöhe. Ansonsten gilt schnell, dass jahrelang Beiträge gezahlt wurden für eine Absicherung, die sich im Fazit weder rechnet noch lohnt.
Kostenloser Versicherungscheck
Um möglichen Ärger zu vermeiden, sollten also nur jene Versicherungen abgeschlossen werden, die im individuellen Alltag auch wirklich Sinn machen. Wie viel für einen persönlich sicher genug ist, lässt sich ganz einfach herausfinden: Eine Möglichkeit ist es, sich auszurechnen, wie viel am Tag an sinn- oder unsinnigen Beiträgen bezahlt wird. Eine andere Möglichkeit ist, den kurzen Check zu machen, welche Versicherungen wirklich sinnvoll sind. Dazu genügen drei Fragen: Wie ist die momentane familiäre und wie die berufliche Situation? Was ist im Besitz?
Wer sich diese Fragen alle zwei Jahre stellt ist auf der sicheren Seite und kann mit dem Frühjahrsputz beginnen. Und wahrscheinlich muss gerade beim ersten Mal vieles ausgekehrt werden: Gerade so kleine Spezialversicherungen sind ganz schön teuer, haben wenig Aussicht auf Erfolg und besitzen meist die Fähigkeit, sich immer wieder automatisch zu verlängern. Einen Vertrag auf eigene Faust abzuschließen, ist schnell möglich. Dabei sollten mögliche Stolpersteine bei einer Versicherung allerdings bekannt sein. Beispielsweise können viele Versicherungen nach einer Heirat oder einer eingetragenen Lebensgemeinschaft auf das Paar oder als Familienversicherung umgeschrieben werden. Vielleicht finden sich günstigere Beiträge beim Partner?
Es lohnt sich schnell, den Bankberater zur Seite zu nehmen – bevor doch die falschen Entscheidungen getroffen werden. Im Zweifel können Sie sich aber einige Versicherungen auch ohne Beratungsgespräch schon sparen. Vielleicht zum Beispiel diese Hochzeitsrücktrittkostenversicherung. Sie sichert nämlich nicht gegen kalte Füße vor der Trauung ab.
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